Eigentümer, Bewohner und Besonderheiten
1903
Errichtung und Fertigstellung durch die Familie Theodor Lodde (Verwandtschaft der Familie Campisi mütterlicherseits).
In diesem Jahr startet das erste mal die Tour de France. Außerdem tritt in diesem Jahr die erste Polizistin in Deutschland Ihren Dienst an.
1905
Der Nordstern eröffnet. Eine typisch westfälische Gaststätte an einem Kirchplatz – mit Tanzsaal und Kegelbahn und Gaststättenkonzession aus der Kaiserzeit.
1910 (aus dem Einwohnerverzeichnis)
Eigentümer:
Theodor Lodde, Coerdeplatz 4
Bewohner:
J-W Blecker, Buchbinderei, Geschäft für Schreibmaterialien., Kunsthandlung, Devotionalien und Bildereinrahmungen – Telefon – EG – (Ruf:1092, damals schon mit Telefon!)
A. Baniza, Witwe des Regierungsrates – 1. OG
Hartwig, Regierungsrat
Schwert, Hauptmann
1921
Eigentümer:
Theodor Lodde, Coerdeplatz 4
Bewohner:
J-W Blecker, Buchbinderei, Geschäft für Schreibmaterialien., Kunsthandlung, Devotionalien und Bildereinrahmungen – Telefon – EG
J. Ludorff, Kaufmann – 1. OG
H. Bennefeld – 2. OG
Karl Hoffstadt, Kaufmann – 3. OG
Witwe des Karl Trapet, Kaufmann – 3. OG
Ant. Höltermann, Revisor – 4. OG
H. Wortmann, Güterb.Arbeiter – 4. OG
1924
Heinrich Theodor Lodde verkauft das Haus Hoyastr. 5 an den Regierungsrat Dr. Arnold Schlömer. Danach ist das Haus für 79 Jahre nicht in Familienbesitz. Vor dem Verkauf teilt Lodde die Grundstücke nach altem Vorbild (wie Dungstiege etc.) auf und lässt diese ungewöhnlichen Zuschnitte beim Katasteramt eintragen. Die Hoyastr. 5 verliert Ihr Wegerecht zur Raesfeldstraße. Lodde übernehmen selbst die Gaststätte „Zum Nordstern“ und führen später die Hähnchenbraterei ein.
Dr. Arnold Schlömer wurde am16. November 1876 in Altena / Nachrodt geboren. Von Beruf war er Regierungsvermessungsrat und Major d. R.. Im Jahr 1924 erwirbt er von Heinrich Lodde die Hoyastr. 5.
1926
Eigentümer:
A. Schlömer, Südstraße 108
Bewohner:
J-W Blecker, Buchbinderei, Geschäft für Schreibmaterialien., Kunsthandlung, Devotionalien und Bildereinrahmungen – Telefon – EG
H. Bennefeld, Oberzollinspekt.
Ant. Höltermann, Wwe. Buchhalterin
J. Ludorff, Kaufmann – 1. OG
Witwe des Kaufmanns Karl Trapet,– 3. OG
H. Wortmann, Gülterb.Arbeiter – 4. OG
1929
Geburtsjahr von Oma Margarethe Beyer, geb. Masjoshusmann, eine Cousine der Famile Lodde, die somit eine direkte verwandtschaftliche Verbindung zur Familie Campisis darstellt.
Eigentümer:
A. Schlömer, Südstraße 108
Bewohner:
J-W Blecker, Buchbinderei, Geschäft für Schreibmaterialien., Kunsthandlung, Devotionalien und Bildereinrahmungen – Telefon – EG
H. Bennefeld, Oberzollinspektor – 3. OG
Ant. Höltermann, Witwe, kaufmännische Angestellte
J. Ludorff, Kaufmann – 1. OG
Karl Trapet, Witwe des Kaufmanns – 3. OG
H. Wortmann, Gülterb.Arbeiter – 4. OG
1932
Eigentümer:
A. Schlömer, Südstraße 108
Bewohner:
J-W Blecker, Buchbinderei, Geschäft für Schreibmaterialien., Kunsthandlung, Devotionalien und Bildereinrahmungen – Telefon – EG
H. Bennefeld, Bezirkszollkommissar – 2. OG
Ant. Höltermann, Witwe, Private
Fr. Hönede, Bers.Anw.
J. Ludorff, Kaufmann – Telefon – 1. OG
Witwe des Karl Trapet, Witwe des Kaufmanns – 3. OG
H.Wortmann, Gülterb.Arbeiter – 4. OG
1940er Jahre
Der Krieg und das Naziregime bringen das Grauen auch ins Kreuzviertel. Auch hier leben, direkt hinter der Kirche, hohe Nazis mit besten Kontakten nach Berlin. U.a. kommt Arnold Schlömers Tochter in der Euthanasie um. Ab 1941 werden jüdische Mitbürger nach Riga deportiert und später ermordet. Dies hat in den 90ern der später MdB Winfried Nachtweih recherchiert.
Um 1943 werden der hintere Flügel der Hoyastr. 5, der Tanzsaal des Nordsterns sowie die Kegelbahn getroffen und stürzen kurze Zeit später ein. Tante Hedwig vom Nordstern sagte dazu: „Ich würde meinen Ehering dafür geben, damit die Kegelbahn wieder steht.“
In den 40ern bis Anfang der 50er sind Kiekenbecks Pächter des Erdgeschoasses der Hoyastr. 5 und wohnen im Dachgeschoss in der Türmchen-Wohnung. Sie erwerben nach dem Krieg das Haus Hoyastr. 7 – seitdem ist es deren Stammhaus. Dieses Trümmergrundstück bauen sie mit den alten Ziegeln der Kreuzschule wieder auf und errichten im Garten ihre Werkstatt. Die Treppenhäuser von Haus Nr. 5 und Nr. 7 wurden bei der Zerstörung des Hauses Nr. 7 erschüttert. Die darunter liegenden Kellerräume wurden nicht vom Schutt befreit und einfach zugemauert. Der Kellerraum im Haus Nr. 5 bleibt bis 2022 unentdeckt.
1946, nur ein Jahr nach Kriegsende, beschliesst Schlömer, zusammen mit seinem Freund und Architekten Bernhard M. Geisberg, Sohn von Max Geisberg, den hinteren Flügel wieder aufzubauen. Aus Geldmangel allerdings zur zweigeschossig. Auch der vordere Giebel wird nicht wieder rekonstruiert.
Geisberg konzipiert den Wiederaufbau zunächst als Werkstatt für Kiekenbecks im Erdgeschoss sowie als Praxis im Zwischengeschoss für Schlömers Sohn, der Internist war, sowie das 1. OG des hinteren Flügels als Wohnung für diesen. Zu alldem kommt es aber nicht, denn Schlömers Sohn zieht nach Laer und wird dort Arzt. Und Kiekenbecks erwerben wie oben erwähnt das Haus nebenan. So wird der hintere Flügel anstatt drei- nur zweigeschossig wiedererrichtet. Geisberg, dessen Vater schon immer zu den Stammgästen des Nordsterns gehörte, projektiert ebenfalls den Wiederaufbau des Tanzsaals, zudem es aber auch nicht kommt. Er errichtet aber die Kegelbahn neu.
Schlömer bei Pinkus
Pinkus Müller legte viel Wert darauf, so oft wie möglich seinen Gästen das eigene Bier persönlich zu servieren. Durch die vielen aufgeschlossenen Gespräche wurde die Gaststube zum Ort der öffentlichen Meinung. Häufig wurde Pinkus in vertrakten Situationen nach seiner Meinung und um Rat gefragt. Oft hieß es dann: „Gehen wir zu Pinkus Müller und fragen wir ihn mal nach seiner Meinung!“ Auf die Weise bildete sich Mitte der dreißiger Jahre der »Freundeskreis um Pinkus Müller«.
Die Mitglieder dieser Stammtischrunde trafen sich immer freitagabends am langen Eichentisch, nahe dem Herdfeuer:
Verkehrsdirektor Theo Breider, Architekt Prof. Dipl.-Ing. Harald Deilmann, Chefredakteur Dr. Antonius Eickhoff, Arzt Dr. Heinz Eickhoff, Stadtdirektor Josef Harnisch (später Oberbürgermeister von Trier), Direktor Jo Jellentrup, Oberregierungsrat Dr. Hans Fischer, Sparkassendirektor Franz Lehmköster, Handelsschuldirektor Dr. Arthur Riedel, Regierungsrat Arnold Schlömer, Regierungspräsident Dr. Joseph Schneeberger, Hotelier Georg Steingaß, Kaufmann Heinz Stiegemeier, städtischer Bibliotheksdirektor Dr. Hans Thiekötter, Lokalschriftleiter Walter Werland, Rechnungsrat Fritz Wessel, Steuerberater Dr. Erich Zimmermann und Pinkus Müller.
1950
Eigentümer:
Arnold Schlömer, Reg.-Rat i. R. – bewohnt ab jetzt die Bell Etage
Bewohner:
Czipull, Otto, Eisenbahn-Ladeschaffner – 2. OG
Mielke, Arthur, Angestellter – 2. OG
Peltsch, Richard, Zigarrengeschäft (EG)
Schmidt, Helmut, Dr. med., Facharzt – Telefon – 1. OG
Schullze, Fritz, Kraftf. – 4. OG
Trapet, Oswald (Sohn von Karl), Vertreter – 3. OG
Thiel, Erich, Justizsekr.etär
Wippermann, Hermann. Angestellter – 2. OG
Zühlke, Ernst, Verm.-Ingenieur – 3. OG
1953
In dieser Zeit kostete die Wohnung der Familie Abraham monatlich 80 DM – heute kostet sie 1600 Euro.
Eigentümer:
Arn. Schlömer, Regierungsrat i R – 1. OG
Bewohner:
Abraham Heinr. Lokheizer – 4. OG
Peltsch Richard Kaufmann – Parterre
Schmalhorst, Adolf, Drogerie – Parterre
Schmidt, Helmut, Dr. Facharzt – 1. OG
Schultze, Fritz, Kaufmann – 4. OG
Thiel, Erich, Justizobersekretär –2. OG
Trapet, Oswald, Halsvertreter – 3. OG
Wippermann, Hermann,, Brieftraäger. – 2. OG
Zühlke. Ernst. VermIngenieur – 3. OG
1956
In diesem Jahr lässt die Stadt direkt vor der Hoyastr. 5 eine Bushaltestelle errichten. Schlömer, der beste Kontakte zur Stadt Münster pflegte, war in den Jahren zuvor immer wieder daran gescheitert, an der Hoyastr. 5 eine Haltestelle zu platzieren. Aber irgendwann gab die Stadt auf. Der Überlandbus, der Münster mit Vreden verband, durchquerte auch die Hoyastraße. Schlömer, der jeden Freitag zum Doppelkopf-Spielen nach Laer fuhr und dort auch Familie hatte, konnte somit direkt vor der Haustür in den Bus steigen.
Eigentümer:
Schlömer, Arn., Regierungsrat i R
Bewohner:
Abraham, Heinr, Lokheizer
Adler, Paul, JustObSekr i R
Lindner, Emma Hausfrau
Peltsch, Richard, Kaufmann
Pröbsting, Franziska, Hausfrau
Schmalhorst, Adolf, Drogerie
Schmidt, Helmut, Dr., Landesmedizinalrat – T 22059
Trapet, Oswald, Handelsvertreter.
Zänker, Paul, Kartograph
1959
Arnold Schlömer stirbt. Der Sohn, Arnold junior erbt das Haus.
Eigentümer:
Schlömer Arn, RegRat i R
Bewohner:
Abraham Heinr TriebwFührer
Adler Paul JustObSekr i R – 2. OG
Becker Gertrud Hausfr – 3. OG
Becker Peter Ang – 3. OG
Gervink Bernh Dr Redakteur
Lindner Emma Hausfrau – (Haushälterin von Schlömer)
Peltsch Richard Kaufmann – Parterre
Schmalhorst Adolf Drogerie – Parterre
Sperl Anna Hausfrau – P
Trapet Hildeg Hausfr – 3 (Geschwister)
Trapet Oswald Hdlsvertr. – 3. OG
Zänker Ann Ww – 3
1962–63
In dieser Zeit kostete die Wohnung der Familie Abraham 100 DM pro Monat, heute 1600 Euro.
Eigentümer:
Schlömer, Arn
Bewohner:
Abraham Anni Rentnerin – 4. OG
Adler Paul JustObSekr i R – 2. OG
Barylski Gerh Dachdecker – 3. OG
Gervink Bernh Dr Redakteur
Lindner Emma Hausfrau – 4. OG
Müllersmann Lokomotivf a D – 2. OG
Schmalhorst Adolf Drogerie – Parterre
Sperl Anna Hausfrau – Parterre
Trapet Hildeg Hausfr – 3. OG
Trapet Oswald Hdlsvertr. – 3. OG
1965–66
Eigentümer:
Schlömer, Arn
Bewohner:
Abraham Luise – 4. OG
Adler Paul JustObSekr i R – 2. OG
Barylski Gerh Dachdecker – 3. OG
Gervink Bernh Dr Redakteur
Lindner Emma Hausfrau – 4. OG
Möllersmann Frz LokFühr a D – 2. OG
Otte Bernh Schachtmeister – 1. OG
Peltsch Josefine Schreib- und Tabakwaren
Schlömer Elisabeth ~
Schmalhorst Adolf Drogerie – Parterre
Trapert Hildegard Hausf – 3. OG
Trapet Oswald, Hdlsvertr. –3. OG
1967
Eigentümer:
Schlömer, Arn Dr Laer
Besitzer:
Abraham Luise Rentnerin – 4. OG
Adler Paul JustObSekr i R – 2. OG
Geyer Jörn Chemiker – 2. OG
Lindner Emma VerwArb – 4. OG
Otte Bernhard Rentner
Peltsch Josefine Schreibwaren
Schlömer Elisabeth ~– 1. OG
Schmalhorst Adolf Drogerie – Parterre
Schmitz Franziska – 1. OG
Trapet Oswald Hdlsvertr – 3. OG
1969
Ca. 1969 wird das Haus an Herrn Lanzmann verkauft.
Eigentümer:
Herr Lanzmann
Bewohner:
Schmalhorst Adolf Drogerie – Parterre
Peltsch Josefine Schreibwaren
Trapet, Oswald
Restliches Haus: Vermietet an Mitarbeiter der Firma Peter Büscher Bauunternehmung
1973
Nach 70 Jahren wird das Haus italienisch: Giuseppe Pasquariello, der im selben Jahr die Pizzeria Italia eröffnete (in der vorher eine Werkstatt für Motorräder war), kauft Herrn Lanzmann das Haus für 500.000 DM ab.
Nur eine Woche nach Abschluss des Kaufvertrages verstirbt Lanzmann, der sich eventuell noch eine schönen Lebensabend von der stattlichen Summe machen wollte, in der Schweiz.
Eigentümer:
Giuseppe Pasquariello
Bewohner:
La Taverna – Parterre und Zwischengeschoss
Schmalhorst Adolf Drogerie – Parterre
Peltsch Josefine Schreibwaren- P
Trapet, Oswald
Restliches Haus: Vermietet an Mitarbeiter der Firma Peter Büscher Bauunternehmung
1978
Eigentümer:
Giuseppe Pasquariello
Bewohner:
La Taverna – EG und Zwischengeschoss
Peltsch Josefine Schreibwaren – Parterre
Giuseppe Pasquariello – Die Bel étage wird wieder wie üblich vom Eigentümer bewohnt.
Kleine Wohnung 1. OG: Personalwohnung u.a. für Vincenzo Campisi. Ein Jahr später lernt er dort, in der Taverna, seine zukünftige Frau kennen.
1984–1986
Das Haus wird kernsaniert. Die Abgeschlossenheitserklärung wird von Herrn Pasquariello aufgesetzt. Hierbei findet ein wichtiger Schritt statt, das Haus wird geteilt: die untere Hälfte sowie Teile des Dachbodens werden von nun an „die italienische Hälfte“ sein. Die obere Hälfte des Hauses verkauft Pasquariello gewinnbringend an Investoren, diese verkaufen die Wohnungen einzeln an Privatinvestoren.
Nach Fertigstellung der Sanierung gewinnt das Haus den Preis für das schönste Haus im Stadtbild 1986. La Taverna befindet sich von nun an im gesamten Erdgeschoss. Obwohl die Korbbogen-Fenster nicht historisch tiefgesetzt werden, bekommt das Haus seinen berechtigten Denkmalschutz. Der Vorgarten wird als Terrasse hochgebaut und als Außengastronomie genutzt, nachdem Vincenzo Campisi, diese 1982 im Kreuzviertel eingeführt hatte.
Eigentümer:
Giuseppe Pasquariello und weitere
Bewohner:
La Taverna – Parterre
Giuseppe Pasquariello – 1.OG
ZG und 1. OG: Personal
Rest: weitere
1990er Jahre
Giuseppe Pasquariello wandert nach Spanien aus. Die italienische Hälfte erwirbt sein Bruder Luigi Pasquariello.
Eigentümer:
Luigi Pasquariello und weitere
Bewohner:
ZG und 1. OG: Personal
Rest: weitere
2003
Das Haus wird 100 Jahre alt. In diesem Jahr erwirbt Vincenzo Campisi die italienische Hälfte. So ist das Haus passend zum 100jährigen Jubiläum nach 79 Jahren wieder in Familienbesitz – durch das verwandtschaftliche Verhältnis zu Loddes. Auch zwischen Pasquareillos und Campisi gibt es eine verwandtschaftliche Verbindung.
Das Nachbarhaus Hoyastr. 3 war bis zu diesem Zeitpunkt durchgehend in Besitz der Familie Lodde.
Eigentümer:
Vincenzo Campisi und weitere
Bewohner:
La Taverna – Parterre
Keine Personalwohnungen mehr, alle werden privat genutzt.
2022
Passend zum 50. Jubiläum von La Taverna und des 120. Jubiläum des Haus im Jahr 2023, beschließen Campisis als Vater-Sohn-Projekt, das Haus denkmalgerecht aufzuwerten und lassen die Korbbogenfenster wieder nach historischem Vorbild rekonstruieren.
Gleichzeitig wird vom Pächter Fabio Ahmeti von La Taverna im Eingangsbereich die Terrasse komplett hochgebaut, um ebenfalls für die Außengastronomie genutzt zu werden.
Eigentümer:
Vincenzo Campisi und weitere
Bewohner:
La Taverna – EG
Alle Wohnungen: privat
Galerie
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